Deutsches Zentrum für Infektionsforschung

Wie lassen sich Infektionskrankheiten wie AIDS, Tuberkulose oder Hepatitis verhindern oder eindämmen? Welche neuen Therapien helfen? Diesen und anderen Fragen gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im DZIF nach – in 35 Einrichtungen an sieben Standorten.

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, welche Bedeutung der Infektionsforschung zukommt. Dass noch unbekannte Viren wie zuletzt SARS-CoV-2 auftreten und sich pandemisch ausbreiten, ist keineswegs neu. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) widmen diesem Problem bereits seit Gründung im Jahr 2012 mit dem Forschungsbereich „Neu auftretende Infektionskrankheiten“ einen eigenen Schwerpunkt.

Das DZIF führt die Expertise von über 500 Forschenden aus 35 Mitgliedseinrichtungen an sieben Standorten und aus den unterschiedlichsten Bereichen – u. a. Medizin, Biologie, Epidemiologie, Chemie und Bioinformatik – zusammen. Zentrale Mission des DZIF ist die Translation: Damit gemeint ist die schnelle Umsetzung von Laborergebnissen in neue Medikamente, Impfstoffe und Diagnostika. Außerdem implementiert das DZIF Erkenntnisse aus der klinischen Praxis frühzeitig in Forschungsprojekte.

Wissenschaftlerin im Schutzanzug betrachtet Zellkulturen.

In Labors der höchsten Sicherheitsstufe arbeiten Wissenschaftler des DZIF an Erregern wie dem Marburg-Virus oder Ebola.

DZIF/scienceRELATIONS.de

Vier große Herausforderungen und neun Schwerpunkte von globaler Bedeutung

Die Forschung des DZIF fokussiert die vier großen infektiologischen Herausforderungen unserer Zeit. Dazu zählen:

  • Chronische Infektionskrankheiten wie HIV, Hepatitis oder Tuberkulose.
  • Antimikrobielle Resistenzen: Viele Erreger sprechen mittlerweile nicht mehr auf gängige Antibiotika an.
  • Tropische und neu auftretende Infektionskrankheiten wie Malaria, Ebola oder COVID-19.
  • Immunprävention und -therapie: Immungeschwächte Menschen sind besonders von Infektionen bedroht

Das DZIF hat neun Forschungsbereiche definiert, die sich mit besonders drängenden Fragen auseinandersetzen. Da sind zum einen die Infektionskrankheiten AIDS, Malaria und vernachlässigte Tropenkrankheiten, Hepatitis und Tuberkulose sowie die Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, die jeweils viele Millionen Menschen betreffen. Ein weiterer Schwerpunkt kümmert sich um neu auftretende Infektionskrankheiten, wie beispielsweise das Ebola- und das MERS-Coronavirus.
 

Eine Ärztin beugt sich zu einer sitzenden Mutter mit Kind auf dem Schoß herunter

Untersuchungen vor Ort in Matema, einer von insgesamt vier Regionen in Afrika, in denen das DZIF eine Studie zur Malaria durchgeführt hat. Die Menschen in Afrika sind von der gefährlichen Infektionskrankheit besonders betroffen. Allein in 2019 starben hier fast eine halbe Millionen Menschen an Malaria.

DZIF

Sehr relevant in unseren Breiten sind die drei Schwerpunkte „Krankenhauskeime und Antibiotika-resistente Bakterien“, „Infektionen im immungeschwächten Wirt“ und „Neue Antibiotika“. Die Suche nach neuen Antibiotika ist für das DZIF so wichtig, dass ein eigener Forschungsschwerpunkt eingerichtet wurde.

Gemeinsame Infrastrukturen machen Infektionsforschung effektiver

Gemeinsam nutzbare und fächerübergreifende Infrastrukturen bieten den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im DZIF Unterstützung bei ihrer Forschung: Auf dem Weg zu einem neuen Medikament tauchen zahlreiche Fragen auf, die selbst Forschende nicht so einfach beantworten können. Hier steht die DZIF-Infrastruktur „Produktentwicklung mit Rat und Tat zur Seite. Die „Klinischen Studienzentren“ koordinieren Studien, sobald ein Wirkstoff die ersten Hürden genommen hat. Über die Infrastruktur „Bioressourcen, Biodaten und digitale Gesundheit“ erhalten Forschende zum Beispiel Probenmaterial aus Geweben oder Zellen

DZIF konkret: Beispiele aus der Forschung 

  • Hepatitis
    Mit „Hepcludex“ wurde im Rahmen des DZIF das erste Medikament gegen Hepatitis D entwickelt – von der Grundlagenforschung bis zur klinischen Anwendung. „TherVacB“ ist ein neuartiger therapeutischer Impfstoff, an deren Entwicklung das DZIF mitgewirkt hat. Die therapeutische Impfung soll die Heilung von Hepatitis B ermöglichen.
    Lesen Sie mehr zu Hepcludex und TherVacB.  
  • Neue Antibiotika
    Mit „Teixobactin“ und „Cystobactamiden“ haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DZIF Wirkstoffe identifiziert, die das Potenzial haben, eine neue Generation von Antibiotika zu begründen. Der Naturstoff „Corallopyronin A“ könnte zukünftig eine wichtige Therapieoption für die durch Würmer übertragene gefürchtete Flussblindheit darstellen.
    Lesen Sie mehr zu Teixobactin, Cystobactamiden und Corallopyronin A.
  • Neu auftretende Infektionskrankheiten
    Das DZIF war beteiligt an den ersten klinischen Studien für einen Impfstoff gegen das Ebola-Virus. Das DZIF arbeitet auch an Impfstoffen gegen MERS und SARS-CoV-2.
    Lesen Sie mehr zu MERS und SARS-CoV-2.  
  • Tuberkulose
    Die Substanz „BTZ-043“, die seit 2014 im DZIF erforscht wird, ist ein vielversprechender Kandidat für ein neues Antibiotikum, das gegen multiresistente Erreger wirksam sein kann. Die ersten Tests des Wirkstoffs waren sehr erfolgreich.
    Lesen Sie mehr zu BTZ-043.  
  • Krankenhauskeime
    Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DZIF entwickeln einen Wirkstoff gegen den gefürchteten Krankenhauskeim Staphylococcus aureus: Der Wirkstoff „HY-133“ besteht aus Bakteriophagen, die gezielt gegen Bakterienstämme eingesetzt werden können, bei denen gebräuchliche Antibiotika nicht mehr wirken.
    Lesen Sie mehr zu HY-133.

Intensive Nachwuchsförderung

Auch im Bereich der Nachwuchsförderung stellt das DZIF attraktive Angebote zur Verfügung. Unter dem „Dach“ der DZIF Academy werden Promotionsstipendien ebenso angeboten wie spezielle Maßnahmen, die es infektiologisch tätigen Ärztinnen und Ärzten erlauben, klinische Arbeit und Forschung besser zu verbinden. Strukturierte und zertifizierte Ausbildungs- und Trainingsprogramme unterstützen den Nachwuchs bei der weiteren Karriere und unterstreichen die Bedeutung der Infektiologie als eigenständige wissenschaftliche und klinische Disziplin. Eltern werden über spezielle Förderprogramme unterstützt, um den Wiedereinstieg in die Forschung nach der Elternzeit zu erleichtern.

(Autor: DZIF)